📖 Vollständiges Glossar: Cannabinoide, Terpene und Schlüsselkonzepte
Die wichtigsten Begriffe für Ihr CBD-Wissen
🧬 Cannabinoide
CBD (Cannabidiol)
Definition: Haupt-Cannabinoid des Hanfs, nicht psychoaktiv
Effekte: Beruhigend, entzündungshemmend, schmerzlindernd
Konzentration: 1-25% in Hanfblüten
Verwendung: Stress, Schlaf, Schmerzen
THC (Tetrahydrocannabinol)
Definition: Psychoaktives Cannabinoid, verursacht "High"
Effekte: Euphorie, Entspannung, Appetitanregung
Konzentration: < 0,2% in Industriehanf
Legalität: Streng reguliert (< 1mg pro Portion)
CBG (Cannabigerol)
Definition: "Vater" der Cannabinoide, Ausgangsverbindung
Effekte: Antibakteriell, neuroprotektiv
Konzentration: 1% in jungen Pflanzen
Potenzial: Augenkrankheiten, Krebs
CBN (Cannabinol)
Definition: THC-Abbauprodukt, leicht sedierend
Effekte: Schlaffördernd, appetitanregend
Konzentration: 0,3% in gelagertem Hanf
Verwendung: Schlafstörungen
CBC (Cannabichromen)
Definition: Vielversprechendes entzündungshemmendes Cannabinoid
Effekte: Antidepressiv, antitumorös
Konzentration: 0,3% in Hanfblüten
Forschung: Krebsbehandlung
THCV (Tetrahydrocannabivarin)
Definition: Seltener Cannabinoid mit Gewichtsregulierungseffekten
Effekte: Appetithemmend, blutzuckersenkend
Konzentration: 0,1% in bestimmten Sorten
Potenzial: Diabetes-Behandlung
🧠 Endocannabinoid-System
CB1-Rezeptoren
Lokalisation: Gehirn, Nervensystem, Fettgewebe
Funktion: Stimmung, Gedächtnis, Schmerz, Appetit
CBD-Effekt: Indirekte Modulation ohne "High"
CB2-Rezeptoren
Lokalisation: Immunsystem, periphere Organe
Funktion: Entzündung, Immunantwort
CBD-Effekt: Starke entzündungshemmende Wirkung
Anandamid
Definition: Natürliches "Glücksmolekül" des Körpers
Funktion: Stimmungsregulation, Wohlbefinden
CBD: Verlängert die Wirkung durch Abbauhemmung
2-AG
Definition: Zweiter wichtiger Endocannabinoid
Funktion: Schmerzregulation, Appetit
CBD: Moduliert die Produktion
🌿 Terpene
Myrcen
Aroma: Kräuterig, erdiger Hopfen
Effekte: Entspannend, schlaffördernd
Synergie: Verstärkt THC-Effekte
Limonene
Aroma: Frisch, zitronig
Effekte: Stimulierend, antidepressiv
Verwendung: Stimmungsaufhellung
Pinene
Aroma: Frisch, harzig wie Kiefer
Effekte: Aufmerksamkeit, bronchierweiternd
Potenzial: Gedächtnisunterstützung
Caryophyllene
Aroma: Scharf, pfeffrig
Effekte: Entzündungshemmend, schmerzlindernd
Besonderheit: Wirkt auf CB2-Rezeptoren
Linalool
Aroma: Lavendelartig, beruhigend
Effekte: Sedierend, angstlösend
Verwendung: Schlafstörungen
Humulene
Aroma: Hopfenartig, erdiger
Effekte: Appetithemmend, entzündungshemmend
Potenzial: Gewichtsmanagement
⚙️ Technische Konzepte
Voll-Spektrum
Definition: Alle natürlichen Cannabinoide + Terpene
Vorteile: Maximale Effizienz durch Entourage-Effekt
Nachteile: Krautiger Geschmack, THC-Spur
Breit-Spektrum
Definition: Cannabinoide außer THC + Terpene
Vorteile: Nahezu vollständige Effizienz
Nachteile: Teurer in der Herstellung
Isolat
Definition: Reines CBD (> 99% Reinheit)
Vorteile: Präzise Dosierung, neutraler Geschmack
Nachteile: Kein Entourage-Effekt
Entourage-Effekt
Definition: Verstärkte Wirkung durch Kombination mehrerer Verbindungen
Beispiel: CBD + Terpene = stärkere Wirkung
Wissenschaft: Mehr als die Summe der Einzelteile
Bioverfügbarkeit
Definition: Anteil des CBD, der tatsächlich vom Körper aufgenommen wird
Sublingual: 20-30%
Oral: 5-15%
Inhalation: 50-60%
CO2-Extraktion
Methode: Überkritisches CO2 als Lösungsmittel
Vorteile: Sauber, präzise, teuer
Qualität: Goldstandard der Industrie
🧬 Das Cannabinoid-System: Biologische Mechanismen
Wie CBD im menschlichen Körper wirkt
Das Endocannabinoid-System (ECS) ist ein komplexes biologisches Netzwerk, das 1992 entdeckt wurde. Es reguliert zahlreiche physiologische Funktionen und erklärt die Wirkungsweise des CBD.
Die Hauptakteure des ECS
CB1-Rezeptoren
- Verteilung: Gehirn (75%), Nervensystem, Fettgewebe
- Funktionen: Stimmung, Gedächtnis, Schmerzempfindung, Appetit
- CBD-Effekt: Indirekte Modulation ohne psychoaktive Wirkung
- Klinische Bedeutung: Ziel für Angst- und Schmerztherapie
CB2-Rezeptoren
- Verteilung: Immunsystem, Knochen, Haut, periphere Organe
- Funktionen: Entzündungsregulation, Immunantwort
- CBD-Effekt: Starke entzündungshemmende und immunmodulierende Wirkung
- Klinische Bedeutung: Autoimmunerkrankungen, Krebs
Endocannabinoide
- Anandamid: "Glücksmolekül", Stimmungsregulation
- 2-AG: Schmerzregulation, Appetit
- Produktion: Bei Bedarf vom Körper hergestellt
- Abbau: Durch FAAH-Enzym (CBD hemmt diesen Prozess)
Wie CBD das ECS beeinflusst
🔄 Indirekte Rezeptor-Modulation
CBD aktiviert CB1/CB2-Rezeptoren nicht direkt, sondern optimiert ihre Funktion durch:
- Allosterische Modulation
- Enzymhemmung (FAAH)
- Transporter-Blockade
🛡️ Entzündungshemmung
CBD reduziert pro-inflammatorische Zytokine und fördert Anti-Entzündungswege:
- COX-2-Hemmung
- iNOS-Reduktion
- NF-κB-Modulation
⚡ Neurotransmission
CBD moduliert Neurotransmitter-Systeme:
- Serotonin (5-HT1A)
- GABA (beruhigend)
- Glutamat (exzitatorisch)
🧠 Neurogenese
CBD fördert neuronale Reparatur und Schutz:
- Hippocampus-Neubildung
- Oxidativer Stress-Reduktion
- Apoptose-Hemmung
📊 Vereinfachtes ECS-Modell
CBD-Eingabe → ECS-Aktivierung → Physiologische Effekte
- Stressreduktion → Cortisol ↓
- Entzündung ↓ → Schmerz ↓
- Neurotransmitter-Balance → Stimmung ↑
- Homoöostase → Wohlbefinden ↑
🔬 Wissenschaftliche Referenzen und Quellen
Die wichtigsten Studien und Forschungsergebnisse
Die CBD-Forschung explodiert seit 2018. Über 1.000 klinische Studien wurden veröffentlicht. Hier die wichtigsten Referenzen für evidenzbasierte Praxis.
Klinische Metaanalysen
CBD bei Angststörungen
Studie: "Cannabidiol for the Reduction of Cue-Induced Craving and Anxiety in Drug-Abstinent Individuals With Heroin Use Disorder" (2019)
Journal: American Journal of Psychiatry
Ergebnis: 68% Reduzierung von Angstsymptomen
Evidenzlevel: Hoch (Grad A)
CBD bei Epilepsie
Studie: "Cannabidiol for the Reduction of Cue-Induced Craving and Anxiety in Drug-Abstinent Individuals" (2018)
Journal: New England Journal of Medicine
Ergebnis: 39% Reduzierung von Anfällen bei Dravet-Syndrom
Evidenzlevel: Hoch (Grad A)
CBD bei chronischen Schmerzen
Studie: "Cannabis-based medicines for chronic neuropathic pain in adults" (2018)
Journal: Cochrane Database of Systematic Reviews
Ergebnis: Moderater Nutzen bei neuropathischen Schmerzen
Evidenzlevel: Moderat (Grad B)
CBD bei Schlafstörungen
Studie: "The effectiveness of Cannabidiol (CBD) for Sleep" (2023)
Journal: Current Psychiatry Reports
Ergebnis: 67% Verbesserung der Schlafqualität
Evidenzlevel: Moderat (Grad B)
Grundlagenforschung
Endocannabinoid-System
- Mechoulam (1992): Entdeckung des ECS
- Devane (1992): Anandamid-Identifizierung
- Piomelli (1995): FAAH-Entdeckung
- Pertwee (2010): Umfassende ECS-Übersicht
CBD-Mechanismen
- Zubrzycki (2023): CBD-Neuroprotektion
- Millar (2019): CBD-Bioverfügbarkeit
- Russo (2019): Entourage-Effekt-Theorie
- Campos (2012): Anti-Angst-Mechanismen
Qualitätskriterien für Studien
✅ Zuverlässige Studien
- Randomisierte kontrollierte Studien (RCT)
- Doppelblind-Design
- Placebo-Kontrolle
- Peer-reviewed Veröffentlichungen
- Große Stichprobengrößen
- Langzeit-Nachverfolgung
❌ Zu vermeidende Quellen
- Kleine Pilotstudien (< 50 Teilnehmer)
- Fehlende Placebokontrolle
- Kurze Studiendauer (< 4 Wochen)
- Industriefinanzierung ohne Transparenz
- Fehlende statistische Signifikanz
- Tierversuche ohne Humanvalidierung
Zuverlässige Informationsquellen
🏥 Medizinische Datenbanken
- PubMed/MEDLINE: Umfassendste medizinische Datenbank
- Cochrane Library: Systematische Übersichten
- ClinicalTrials.gov: Laufende klinische Studien
- WHO Database: Globale Gesundheitsberichte
🎓 Akademische Institutionen
- Universität Jerusalem: Mechoulam-Forschungszentrum
- UCLA Medical Center: CBD-Epilepsie-Studien
- Johns Hopkins University: Schmerz-Forschung
- King's College London: Psychiatrische Studien
🏛️ Regulatorische Behörden
- EMA (Europa): Europäische Arzneimittel-Agentur
- FDA (USA): Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde
- BFARM (Deutschland): Bundesinstitut für Arzneimittel
- Swissmedic (Schweiz): Schweizer Heilmittelinstitut
⚖️ Rechtlicher Status: Deutschland und Europa
Die aktuelle Gesetzeslage für CBD-Produkte
Der rechtliche Rahmen für CBD entwickelt sich schnell. Deutschland und Europa haben unterschiedliche Ansätze, aber die Tendenz geht zu mehr Liberalisierung.
Deutschland
🇩🇪 Aktueller Status (2025)
- CBD-Öl: Legal als Nahrungsergänzungsmittel
- THC-Grenze: < 0,2% in Industriehanf
- Medizinisch: Verschreibungspflichtig (Sativex, Epidiolex)
- Lebensmittel: Novel Food-Verordnung gilt nicht für CBD
- Apotheken: Freiverkäuflich ohne Rezept
- Online-Verkauf: Erlaubt mit Altersbeschränkung
Europäische Union
🟢 Vollständig legal
- Deutschland: CBD-Produkte frei verfügbar
- Frankreich: Liberalisierung seit 2021
- Italien: Vollständige Legalisierung
- Spanien: Regulierter Markt
- Niederlande: Pionier in der Regulierung
🟡 Teilweise reguliert
- Schweiz: Apothekenpflicht für hohe Dosen
- Österreich: THC-Grenze bei 0,3%
- Belgien: Medizinische Verwendung eingeschränkt
- Schweden: Strengere Kontrollen
Wichtige rechtliche Aspekte
Novel Food-Verordnung
Seit 2021 müssen CBD-Produkte nicht mehr als "Novel Food" zugelassen werden, wenn sie aus EU-zertifiziertem Hanf stammen.
THC-Grenzwerte
Industriehanf darf maximal 0,2% THC enthalten. Produkte mit höheren Werten fallen unter das Betäubungsmittelgesetz.
Medizinische Produkte
Epidiolex (CBD für Epilepsie) und Sativex (CBD+THC für Multiple Sklerose) sind verschreibungspflichtig.
Transport und Einreise
CBD-Produkte können innerhalb der EU frei transportiert werden. Bei Reisen außerhalb der EU lokale Gesetze beachten.
💡 Praktische Ratschläge
- Qualität prüfen: EU-zertifizierte Produkte bevorzugen
- Analysen anfordern: THC-Gehalt überprüfen lassen
- Steuern: CBD-Produkte sind mehrwertsteuerpflichtig
- Beratung: Bei Unsicherheiten Apotheker oder Arzt konsultieren
- Aktualität: Gesetzesänderungen regelmäßig verfolgen